Beim bunten Zuckerfest in der LOK Arrival feiern Geflüchtete und MünchnerInnen gemeinsam das Ende von Ramadan
Über ein Stück Heimat in München freuten sich die Geflüchteten aus aller Welt am Donnerstag, den 07.07. beim Zuckerfest auf dem Vorplatz der LOK Arrival. Die Freizeitstätte für geflüchtete Kinder und Jugendliche auf dem Gelände der Bayernkaserne investierte über Wochen der Vorbereitung viel Zeit und Energie, um allen Bewohnerinnen und Bewohnern der Bayernkaserne ein fröhliches und buntes Zuckerfest zu bereiten. Traditionell feiern Muslime drei Tage lang das Ende von Ramadan gemeinsam mit ihren Familien und Freunden. Es wird ausgiebig gegessen, getanzt und die Kinder erhalten Geschenke. Umso härter trifft es viele Geflüchtete in Deutschland, die ohne ihre Angehörigen hier sind und keine Möglichkeit haben ihre Traditionen und Feste zu zelebrieren. Genau diesen Menschen wollte das Team der LOK Arrival einen tollen Tag bescheren.
Die 4 PädagogInnen stellten ein vielfältiges Programm auf die Beine mit sportlichen, kreativen und süßen Angeboten für Groß und Klein. Ganz landestypisch für Syrien, Afghanistan, Pakistan und Somalia wurden Henna Tattoos auf die Haut gemalt. Auch die Version mit Glitter wurde begeistert von den geflüchteten Kindern und Jugendlichen angenommen – selbst junge Männer zierten ihren Körper mit dem Schmuck, den die Schulsozialarbeiterin aus der Schleißheimerstraße mitgebracht haben. An einem anderen Stand setzte sich der Kult um Körperschmuck fort: Am Schminkstand wurden fleißig von dem Team von Willkommen in München des KJR Kinder geschminkt oder die Landesfarben auf Gesicht und Arme gepinselt. Aber nicht nur die PädagogInnen und HelferInnen engagierten sich kreativ: Bei der Magazinwerkstatt vom Fahrenden Raum und der T-Shirt-Print Station konnten Besucher ihren Ideen freien Lauf lassen.
Natürlich dürfen bei einem Zuckerfest aber auf keinen Fall süße Leckereien fehlen. Neben Schokokusswettessen und einer Süßigkeitenschleuder gab es für jeden Eis, was für eine erfrischende Abwechslung an dem 28 °C heißen Tag sorgte.
Mit besonders viel Engagement und Leidenschaft wurden Dosenwerfen und das Glücksrad betreut. Die beiden ehrenamtlichen Helferinnen waren mit so viel Spaß und Geduld bei der Sache, dass sie sogar das Angebot, eine Pause zu machen, ausschlugen. Trotz großem Andrang ließen sie sich die Ruhe nicht nehmen, erklärten die Regeln geduldig auf Deutsch und hielten nebenher Babys im Arm, die ihnen von erfreuten Müttern in den Arm gedrückt wurden.
Für den größten Ansturm sorgte allerdings der Bewegungsdschungel von Mobilspiel. Die 2-10 Jährigen stürmten das Luftkissen rauf und runter bis sie erschöpft in die Liegestühle unter den Sonnenschirmen lagen und sich mit den frisch gebackenen Spiralkartoffeln von der Volxküche München stärkten.
Für den notwenigen Festivalcharakter und einer kunterbunten musikalischen Unterhaltung sorgte DJ Ko Mokoress, eine kleine Berühmtheit aus dem Senegal. Sein Talent alle Nationen gekonnt durch Musik zu vereinen zeigte er von der ersten Minute an. Er ermöglichte auch Besuchern eine Performance. So rappte der 13 jährige Kais aus Syrien auf der Bühne drei Songs und sorgte für große Begeisterung im Publikum.
Wer sich selbst musikalisch verausgaben wollte, hatte auch die Möglichkeit am Stand vom Verein Perspektiven für junge Flüchtlinge, welche eine gekonnte Trommelsession veranstalteten.
Das Festival hatte eine gut organisierte und friedliche Atmosphäre. Egal welches Alter und aus welchem Land: jeder kam auf seine Kosten. Mütter saßen gemeinsam im Schatten und genossen den Anblick ihrer strahlenden Kinder, die Männer verausgabten sich bei den Kooperationspielen, wie Kubb, betreut vom Kinderschutz, einige tanzten und der Rest amüsierte sich an den zahlreichen Ständen. Nur das Team der LOK Arrival lief der Schweiß… neben der Betreuung der Ehrenamtlichen an den Ständen, musste neuer Waffelteil gerührt, für ausreichend Wasser gesorgt, Fragen von Besuchern geklärt und nebenher immer mal wieder ein nettes Schwätzchen mit extra angereisten ehemaligen Flüchtlingen gehalten werden.
Um 19.00 Uhr gab es eine einstündige musikalische Einheit von der Express Brass Band aus München. Das 10 köpfige Team beeindruckte vor allem mit seinen zahlreichen Instrumenten. Als musikalisches Highlight – nicht nur für afghanische Geflüchtete – wurde der Keyboarder Anvar Azizi (aus Afghanistan) genannt. Zwar waren überwiegend Landsleute auf der Tanzfläche zu sehen, es bildete sich aber bald ein großer Zuschauerkreis, der fleißig applaudierte. Dieses Stück Heimaterinnerung sorgte bei einem Afghanen sogar für Tränen, allerdings sah man beim letzten Song – einem der bekanntesten in Afghanistan, der als Kreistanz performt wird – wieder ein zufriedenes Strahlen. Es war ein sehr berührendes Fest für alle Besucher mit vielen Eindrücken, tollen Momenten und der ein oder anderen Erinnerung an die Heimat.