„Ich bin die Heldin* meines Lebens!“ – unter diesem Motto fand dieses Jahr der Internationale Mädchentag in München statt. Eigentlich war wieder eine große gemeinsame Aktion auf dem Marienplatz geplant. Coronabedingt wurde diese 2020 digital umgesetzt. Mädchen* konnten Bilder und Videos einschicken, in denen sie sich als Heldin* präsentieren.
Der IMT ist der jährliche Anlass, auch in der LOK Arrival zeitnah ein Mädchen*fest auszurichten. Das Pendant für die Jungs* darf natürlich auch nicht fehlen, wenngleich wir dieses Jahr mit der Frage konfrontiert wurden „Ist es noch zeitgemäß geschlechtergetrennte Aktionen anzubieten?“
Wir sagen „JA“! Wir merken in unserer täglichen pädagogischen Arbeit wie wichtig sogenannte „Safe Spaces“ sind. Es braucht gezielte Räume, an denen Menschen, die ähnliche Erfahrungen teilen sich zurückziehen können, sich austauschen, sich gegenseitig bestärken können. Das strukturelle Ungleichgewicht zwischen Männern* und Frauen*, welches sich im Alltag an vielen Stellen äußert (häuslicher Gewalt, Gendersprache, Besetzung von Führungspositionen, Übernahme von Verantwortung im privaten Umfeld, etc) zeigt die Notwendigkeit von Räumen des Empowerments. Selbstverständlich sind solche Räume auch für Jungen* unabdingbar. Bewusst haben wir die beiden Feste auch mit Genderstern geschrieben, damit sich auch Menschen dem jeweiligen Geschlecht zuordnen können, unabhängig von ihren biologischen Gegebenheiten.
Unsere beiden Feste fanden dieses Jahr mit einer Woche Abstand statt – eine Woche, die in der aktuellen Situation viel ausmacht.
Das Jungen*fest am 09. Oktober konnte wie geplant stattfinden. Es war ein schöner, sonniger Tag. Kooperationspartner (ja es waren wirklich nur Männer*) von Refugio, iz art (Spielkultur e.V.) und dem Tchaka waren dabei und haben tolle Aktionen mit den Jungs* durchgeführt.
Die Besucher* konnten ihre eigenen T-Shirts designen, bei einem Fotoshooting zeigen, wer sie wirklich sind und posen was das Zeug hält, durch einen Skate-Parcour kurven oder einfach gemütlich in der Sonne sitzen und Pommes essen. Zudem gab es ein kleines Kino mit Inputs zu stereotypen Rollenbildern, Aufklärungsmaterial und Stellwände mit diversen Familien und Schönheitsidealen.
Für das Mädchen*fest war großes Aufgebot geplant. Es sollte ein Fest mit vielen Stationen werden bei denen die Mädchen* typisch männlich konnotierte Spiele und Wettkämpfe hätten ausprobieren können. Außerdem war ein Workshop mit Amanda geplant, basteln mit iz art, Fotoshooting mit Refugio, Verpflegung durch das SBZ am Hart und ein Schmink-Tutorial mit der Face & Body Academy. Wir versuchten den Spagat zwischen dem gezielten Aufgreifen der Wünsche der Mädchen* für das Fest und dem bewussten entgegenwirken von Stereotypen und der Reproduzierung von Rollenbildern.
Es wären nicht nur eine Vielzahl an tollen Frauen* dabei gewesen, die das Fest inhaltlich mitgestaltet hätten, sondern es wäre sogar die Bundestagsabgeordnete Margarete Bause vorbeigekommen, um den Mädchen* über Frauen* in der Politik zu erzählen.
Doch aufgrund der hohen Corona-Infektionszahlen musste das Fest ohne externe Kooperationspartnerinnen* und Besucherinnen* stattfinden und war nur für die Stammbesucherinnen* der LOK Arrival geöffnet.
Kurzerhand stellten wir ein Alternativprogramm auf die Beine. Es gab ein Quiz zum Thema Mädchen*-Sein, Pubertät und Gleichberechtigung und parallel dazu brachte eine begeisternde Tanzlehrerin den Mädchen* eine Reihe tolle Tanzmoves bei.
Trotz der spontanen Absage der Veranstaltung war die Aktion ein voller Erfolg. Es war Platz und Zeit einfach mal wieder zu quatschen, Pommes zu essen, zu tanzen und abzuhängen. Am Ende erhielt jedes Mädchen* einen selbstdesignten „Mädchenbag“ mit feministischen Broschüren, Stickern, Beautyprodukten, Hygieneartikeln und Süßigkeiten. Die Mädchen* haben es auch ohne große Party genossen, die LOK Arrival für sich und ihre Themen zu haben – und das sollte ja schließlich Ziel sein.